Konzept

Eine gestaltete Umgebung, in der wenig an eine übliche Schule erinnert.

Im Bildungskanon dominiert die Forderung nach Kompetenzen wie Kreativität und Sozialkompetenz, aber wie lässt sich erstere erhalten und letztere entwickeln?

Wohl kaum durch eine Lernsituation, die auf oft stundenlanges, gemeinsames, gleichzeitiges und gleich langes Zuhören in einer Schulzimmerumgebung setzt. Die Neue Stadtschule kennt kein klassisches Schulzimmer. Als zentraler Lernort dient unser Co-Learning-Space, eine grosse, offene Lernlandschaft mit unterschiedlichsten Arbeitsplätzen. So ist ein Arbeiten alleine, aber auch in kleinen oder grösseren Gruppen möglich. Wenig erinnert an eine übliche Schule, und trotzdem – oder gerade deshalb – ist das positive Lernklima förmlich spürbar.
Während in einem altbewährten Gymnasium die Lehrperson die Klasse praktisch ausschliesslich steuert, planen die Lernenden an den Gymnasien Neue Stadtschulen ihre Woche zusammen mit ihrem Coach. Sie legen fest, wann sie an welchen Fächern arbeiten und wann sie die jeweiligen Prüfungen schreiben.

Das Konzept orientiert sich also unmittelbar an den Bedürfnissen der Lernenden im Zusammenhang mit ihrem Ziel, dem erfolgreichen Erlangen der Maturität: Wer beispielsweise mehr Hilfe in Geschichte braucht, erhält diese; wer weniger Französischinputs braucht, kann deren Anzahl reduzieren. Es gibt keine Klassen mehr, sondern autonomes Lernen, bei dem sich auch Lerngruppen bilden können, die sich gegenseitig unterstützen und motivieren.

Autonomes Lernen, begleitet durch persönliches Coaching

Für viele Jugendliche ist der Weg des autonomen Lernens zwar faszinierend, aber auch neu und fordert demzufolge gerade zu Beginn eine engere Betreuung.

Daher ist das persönliche Coaching ein zentraler Pfeiler unserer Ausbildung. Ein Coach steht jeder Lernpartnerin und jedem Lernpartner (Schülerin und Schüler) unter vier Augen zur Verfügung. Wöchentlich bespricht der Coach in einem 20-minütigen Coaching den aktuellen Stand des Lernfortschritts und hilft bei Lernproblemen oder Motivationsdefiziten, wobei die Frage nach dem Wohlbefinden immer an oberster Stelle steht.
So können wir sicherstellen, dass alle Lernenden auf ihrem Weg zur erfolgreichen Maturität optimal unterstützt werden. Die Coaches stellen mithilfe von verschiedenen Controllingsystemen stets sicher, dass die geplante Dauer bis zur Matura und die damit verbundenen wöchentlichen Lernziele eingehalten werden.

Um als Coach den Überblick zu behalten, werden die Lernfortschritte wöchentlich kontrolliert.

Die Jugendlichen geniessen viel Freiheit in ihrer Tagesplanung und sind für das Erreichen der Tagesziele selber verantwortlich. Dennoch bewegen sie sich stets in einem Rahmen, der mit dem Coach besprochen wird. Ein Schultag geht von 8:30 bis 16:30 Uhr. Mit Ausnahme der gemeinsamen Mittagspause (12:00 bis 13:00 Uhr) ist die Einteilung der Pausen den Lernpartnerinnen und Lernpartnern selbst überlassen, bei Bedarf hilft der Coach dabei. Im Coaching wird ausserdem gemeinsam geplant, welche Lernziele in der Woche erreicht werden sollen, im nächsten Coaching kann der Coach bereits feststellen, ob alle Ziele erreicht wurden oder ob es noch Rückstände gibt. Durch verpflichtende Tests kann der Coach die Einhaltung der Planung verbindlicher machen.

Flexible Zeit- und Ortsgestaltung

Die individuellen Lernwege bringen es mit sich, dass auch die Dauer der Ausbildung an den Gymnasien der Neuen Stadtschulen flexibel und angepasst werden kann.

Das individuelle Lernen ohne Klassenverband ermöglicht es, von der an kantonalen Mittelschulen fix definierten Maturitätsdauer von 4 Jahren nach unten oder oben abweichen zu können. Gerade sehr begabte Jugendliche können so in ihrem Tempo arbeiten und müssen sich nicht von einem vorgegebenen Lernplan einbremsen lassen.

Es hat sich gezeigt, dass unser Lernkonzept für Hochbegabte, Sportlerinnen und Sportler sowie Künstlerinnen und Künstler ideal geeignet ist. Diese Form kann für junge Talente, die viel Zeit in Sport oder Musik investieren wollen, eine ideale Lösung sein. So ist es beispielsweise möglich, nur vormittags in die Schule zu kommen, dafür aber die Gesamtdauer zu verlängern. Möglich ist diese Flexibilität dank der Schweizerischen Maturitätskommission, die eine individuelle Vorbereitung auf die Prüfungen zulässt, wodurch die Zeit flexibel gestaltet werden kann.

Zweimal im Jahr werden Maturaprüfungen in allen Fächern angeboten, die abwechslungsweise in Basel, Zürich, Bern oder Pfäffikon stattfinden.

Dank neuer Technologien ist Lernen überall und zu jeder Zeit möglich.

Die Neuen Stadtschulen haben sich von Anfang an stark für neue Technologien eingesetzt. Ein eigenes iPad mit Tastatur und Apple Pencil inklusive aller benötigten Apps steht allen zur Verfügung.

Alle iPads sind in unserem System eingebunden, was die Inbetriebsetzung und den Unterhalt stark vereinfacht. Zudem können wir so jederzeit auf allen iPads neue Lerntools installieren und haben auch die Möglichkeit, auf iPads zuzugreifen, um gegebenenfalls den Inhalt einzuschränken. Dies entspricht jedoch nicht unserer Kultur, vielmehr setzen wir auf die Eigenverantwortung unserer Jugendlichen, bieten ihnen dabei aber unsere Hilfe an. Im Vordergrund steht also immer ein achtsamer Umgang mit den neuen Medien.

Dank dieser neuen Technologien können wir, wie bereits erwähnt, für jeden einzelnen Lernpartner eine flexible Zeitgestaltung anbieten. Es ermöglicht uns aber auch ein ortsunabhängiges Lernen. So können Talente in Sport oder Musik von überall auf der Welt auf unsere Lernplattform zugreifen oder zum Beispiel live an einer Buchbesprechung in Englisch teilnehmen.

Technologie allein reicht nicht.

Die ganze Technologie ist aber nicht zielführend, solange wir unsere Jugendlichen nicht in Methodenkompetenz ausbilden. Die Fähigkeit, sich Informationen zu beschaffen, zu strukturieren, auszuwerten, wiederzuverwerten, darzustellen, Ergebnisse von Verarbeitungsprozessen richtig zu interpretieren und sie geeignet zu präsentieren, wird von Anfang an gefördert und im Coaching immer wieder aufgegriffen.

Respektvoller Umgang

Sozialkompetenzen spielen eine zentrale Rolle in unserer Schulkultur.

Obwohl der Einsatz von innovativen Technologien in unserem System stark gefördert wird, ist die Sozialkompetenz der wahrscheinlich wichtigste Baustein und der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen. Unsere Kultur basiert auf einem stets respektvollen Begegnen auf Augenhöhe. Dies gilt nicht nur unter den Lernpartnerinnen und Lernpartnern, sondern ist auch immer zwischen den Jugendlichen und Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern zu spüren. Die Schulkultur wird von allen Seiten mitgestaltet, wodurch die Schule immer in Bewegung bleibt.

Wir verfolgen alle das gleiche Ziel - die Matura - und ziehen an einem Strang. Wie im Sport werden die Jugendlichen gecoacht, trainiert und so auf den Wettkampf vorbereitet.

Nachhaltiges Lernen - Feedbacks, Milestones und Quartalsprüfungen für mehr Sicherheit

Zur Überprüfung, ob Lernziele wirklich verstanden worden sind, dienen die regelmässigen Feedbacks, die die Lernenden selbstständig online durchführen können.

Ein Feedback ist eine Lernzielkontrolle und gibt eine erste Rückmeldung über das Verständnis des Gelernten. Nach mehreren erfolgreichen Feedbacks absolvieren die Lernenden einen übergeordneten Test, einen sogenannten Milestone. Dieser umfasst mehrere Themenblöcke und wird in Form einer schriftlichen Prüfung absolviert. Wird auch dieser erfolgreich abgeschlossen, kann weitergearbeitet werden. Wurde das Thema noch nicht verstanden, muss der Milestone wiederholt werden. Ein Weiterarbeiten mit Lücken ist so nicht mehr möglich. Aber auch der Notendruck entfällt auf diese Weise.

Am Ende eines Quartals finden zudem Quartalsprüfungen statt, die jeweils den ganzen bisher bearbeiteten Stoff umfassen, das heisst, sie sind individuell auf den aktuellen Lernfortschritt jeder Lernpartnerin und jedes Lernpartners angepasst. Jene entsprechen im Aufbau den Prüfungen der Schweizerischen Maturität und umfassen einen mündlichen und einen schriftlichen Teil.

Bildung 4.0
Wissen, Fragen, Feedback

Wie Unternehmen in der vielzitierten Industrie 4.0 leichter als bisher massgeschneiderte Produkte nach individuellen Kundenwünschen produzieren, so muss Bildung 4.0 massgeschneiderte Inhalte zur relevanten Problemlösung nach individuellen Lernvoraussetzungen bereitstellen.
Bildung 4.0 verlangt eine veränderte Organisation, eine neue Struktur, eine andere Ausbildung der Lehrpersonen und zudem eine völlig andere Architektur. Lernorte für formales Lernen sind ebenfalls «Smart Factories». Die Möglichkeiten und Potenziale der Lernenden steuern die «Lehrpersonen», die ihre Rolle komplett als Coaches wahrnehmen. Der Erhalt der Neugier ist erste Priorität.

Die Gymnasien Neue Stadtschulen stellen die übliche Didaktik auf den Kopf. Die Lernenden kommen nicht als unvorbereitete Zuhörerinnen und Zuhörer in einen Klassenverband, in dem die Lehrperson unbekannte Dinge erklärt, sondern hier bereiten sich die Lernenden mit strukturierten Materialien auf den «Unterricht» vor. Der Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter treffen damit auf Lernpartnerinnen und Lernpartnerin mit einem guten Vorwissen. Lernen erfolgt demnach in drei Schritten:

 

Wissen

Einzeln oder in Gruppen und anhand von strukturierten Materialien (Videos, Bücher, Unterlagen) erarbeiten die Lernenden das Grundwissen der zu erreichenden Lernziele vorgängig. Während dieser Phase sind sie stets begleitet von ausgebildeten Gymnasiallehrerinnen und -lehrern. Probleme können unmittelbar gelöst werden.

Fragen

Fragen können während der Fachbegleitung individuell geklärt werden. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, an Inputs teilzunehmen, in denen die Lernbegleiterin oder der Lernbegleiter bestimmte Themen erläutert und so beim Festigen des Gelernten hilft. Es werden Fragen beantwortet, Inhalte geklärt und Transferwissen erörtert.

Feedback

Um den Lernenden die Gewissheit zu geben, dass sie die Ziele erreicht haben, absolvieren sie dazu ein Feedback. Ist das Ziel erreicht, folgt die nächste Sequenz, andernfalls erfolgt eine Repetition mit anschliessender mündlicher Besprechung mit der Lernbegleiterin oder dem Lernbegleiter.